Lena Gorelik
Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. Sie ist Schriftstellerin und Essayistin. Ihr Roman Hochzeit in Jerusalem (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der vielgelobte Roman Mehr Schwarz als Lila (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmässig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u. a. für die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit. Sie lebt derzeit in München.
Stand: Oktober 2024
Foto: Charlotte Troll
Veranstaltungsarchiv
Samstag, 19.11.2022
Volkshaus
«Ist das ein Mensch?» Ein Abend gegen das Vergessen
Die offizielle Erinnerungspolitik und das mahnende «Nie wieder», das im Rückblick auf die Zeit des Nationalsozialismus aufgerufen wird, werden mehr und mehr zu inhaltsleeren Ritualen. Es fehlen dichte Beschreibungen und konkrete Geschichten, die vermitteln, was die Shoah tatsächlich bedeutete. Auschwitz droht zur blossen Chiffre zu werden, ohne Vorstellung von den Mechanismen der Entmenschlichung und der Vernichtung. Auch die (Dis-)Kontinuitäten zu heutigen Formen von Rassismus und Antisemitismus bleiben im Dunkeln. Mit Texten von Überlebenden geben Carolin Emcke, Lena Gorelik und Maryam Zaree denjenigen eine Stimme, die das Lager erlebt und beschrieben haben. Ihre Berichte richten sich an die Nachgeborenen, sie erzählen von der Gewalt, aber auch von Widerstand, Freundschaft und der Ethik des Erinnerns.
Mit Textstellen aus:
- Jenseits von Schuld und Sühne von Jean Améry, GW Band 2, Stuttgart 2002 © Klett Cotta
- Une connaissance inutile (Trilogie, Auschwitz und danach) von Charlotte Delbo, aus dem Französischen von Elisabeth Thielicke, Eva Groepler, © 1990 Stroemfeld/Roter Stern, Basel/Frankfurt am Main, Original © 1970, Edition Minuit
- SORSTALANSAG (Roman eines Schicksallosen) von Imre Kertész, aus dem Ungarischen von Christina Viragh, Berlin 1996 © Rowohlt Berlin
- weiter leben von Ruth Klüger, Göttingen 1992 © Wallstein Verlag
- Ist das ein Mensch? von Primo Levi, aus dem Italienischen von Heinz Riedt ©1988, Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
- L'Ècriture ou la vie (Schreiben oder Leben) von Jorge Semprun, aus dem Französischen von Eva Moldenhauer, Frankfurt 1995 © Gallimard, Suhrkamp Verlag
- Einsam war ich nie von Lutz van Dijk (unter Mitarbeit von Günter Grau), Berlin 2003 © Querverlag
Autorin, Publizistin: Carolin Emcke
Autorin, Journalistin: Lena Gorelik
Schauspielerin, Filmemacherin, Autorin: Maryam Zaree
Moderation: Daniel Graf
Freitag, 15.11.2024
Volkshaus
Carolin Emcke & Lena Gorelik über József Debreczeni: Kaltes Krematorium
Wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt in der Erinnerung an die Shoah, da die letzten Zeug*innen und Überlebenden sterben. Umso wichtiger ist es, dass eine Stimme wie die von József Debreczeni gehört wird. Der renommierte ungarische Journalist und Dichter wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und über Monate in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen gehalten. Kurz nach der Befreiung aus dem Kalten Krematorium (die Krankenbaracke des Zwangsarbeitslagers Dörnhau) schrieb er seine Anklage, die nach der Veröffentlichung 1950 wieder in Vergessenheit geriet. Debreczeni steht in einer Reihe mit Primo Levi oder Anne Frank, die auf unnachahmliche und zutiefst menschliche Weise von den Schrecken der Shoah berichtet haben. Carolin Emcke und Lena Gorelik sprechen an dieser Buchvernissage darüber, was es heute für uns bedeutet, dieses Buch zu lesen.
Deutsch
Autorin: Carolin Emcke
Autorin: Lena Gorelik
Samstag, 16.11.2024
Volkshaus
trotzdem sprechen
Miteinander sprechen ist nach dem 7. Oktober 2023 schwierig geworden: Seit dem Hamas-Massaker, den Geiselnahmen und dem anschliessenden menschenrechtswidrigen Krieg in Gaza sind die Meinungen polarisiert und es herrscht ein Klima der Frontenbildung, der Angst und des Schweigens. Die spaltende Kraft der Differenzen beruht nicht zuletzt auf der konkreten Erfahrung von Antisemitismus und Rassismus. Der Sammelband trotzdem sprechen setzt der Spaltung die Vielstimmigkeit und den Dialog entgegen. Das von Lena Gorelik, Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff herausgegebene Buch versammelt unterschiedliche Perspektiven, es ist ein Zeitdokument und vor allem ein Plädoyer für Menschlichkeit in Zeiten von Hass, Hetze und Rechtspopulismus. Denn für die Menschlichkeit tragen wir alle Verantwortung: Wir müssen wieder lernen, trotzdem miteinander zu sprechen.
Deutsch
Autorin, Herausgeberin: Lena Gorelik
Autorin: Hannan Salamat
Herausgeberin: Miryam Schellbach
Moderatorin: Katharina Morawek